Gender und Krieg

Um eine Rollenverteilung klarzustellen, wird Krieg gern als männlich, Frieden als weiblich charakterisiert. Männer wären folglich verantwortlich für Kriege, ihr Zustandekommen oder auch ihre Vermeidung, während Frieden Frauensache ist.

Gibt uns die Tatsache, dass in Kriegen Tote durch Kampfhandlungen eher unter den Soldaten, Frauen und Kinder hingegen vermehrt unter den Verletzten zu beklagen sind und wenn doch unter den Toten, dann oft an den Folgen von Hunger, Durst, Krankheiten u. dgl. sterben, das Recht, den Geschlechtern eben jene Täter-Opfer-Rollen quasi a prioi zuzuschreiben?

Zweifelsohne: Krieg zerstört die Gesellschaft – sexuelle Gewalt gegen Frauen sowie Männer und generell dramatische psychische Folgen tragen das ihrige dazu bei. Genderbasierte Gewalt im Kriegskontext ist längst Bestandteil bewaffneter Auseinandersetzungen, Vergewaltigungen und sexueller Missbrauch sind Konflikten ebenso zu eigen wie Menschenhandel und Prostitution als Konsequenzen von Truppenstationierungen. Doch erst in der letzten Dekade reagierte die Weltpolitik konkret auf diese Phänomene.

Peacekeeping-Operationen

Im Jahr 2000 wurde die UNO-Resolution 1325 beschlossen. Sie fordert u. a. die Beteiligung von Frauen am Friedensprozess, Gender-Training bei Peacekeeping-Operationen und Gender-Mainstreaming als Teil der Umsetzung von und Berichterstattung über Themen wie Konflikt, Frieden und Sicherheit.

Theorie versus Praxis: Die Beteiligung von Frauen in Peacekeeping-Operationen scheint im zivilen Bereich leichter erfüllbar zu sein als im militärischen, wo beispielsweise die EU klagt, dass zu wenig Frauen zur Verfügung gestellt würden, die Staaten entgegnen, die EU würde die vorgeschlagenen Frauen nicht akzeptieren.

Trotz Gender-Training verabsäumen es Peacekeeping-Truppen oft, beispielsweise mit lokalen Frauengruppen zu kooperieren. Problematisch scheint auch, dass Frauen im Konfliktzusammenhang nur als Opfer Erwähnung finden. Dies stimmt ebenso wenig wie ein reines Tätersein von Männern in bewaffneten Konflikten den Tatsachen entspricht.

Wahr ist: Es gibt auch genderbasierte Gewalt gegen Buben und Männer, die kaum thematisiert wird. Ebenso mischen Täterinnen im Kriegstreiben mit. Und was nicht vergessen werden darf: sowohl Frauen als auch Männer engagieren sich im Widerstand!

Schwarz-Weiß-Malerei ist als gefährliche Verzerrung der Wirklichkeit also sowohl bei der Analyse als auch bei den daraus resultierenden Aktivitäten zum Wiederaufbau konfliktgebeutelter Gesellschaften fehl am Platz!

Wie aber kann der Gender-Thematik im Zusammenhang mit Krieg, gewaltsamen Konflikten und dem Wiederaufbau einer Gesellschaft auf der strategisch-politischen wie auch operativen Ebene adäquat Rechung getragen werden?

(ug)

Lesetipps und Links:

A. Albrecht-Heide & U. Bujewski-Crawford (1991). Frauen – Krieg – Militär. Tübingen: Friedenspädagogik Tübingen.

C. Eifert, A. Epple & et al. (1996). Was sind Frauen ? Was sind Männer ? Gender Studies. Frankfurt/M.: suhrkamp.

M. Engel & B. Menke (Hrsg.) (1995). Weibliche Lebenswelten – gewaltlos? Münster: agenda.

http://www.desertflowerfoundation.org/de/news.html (abgerufen am 7.1.2018)

http://www.rawa.org/rules_de.htm  (abgerufen am 7.1.2018)

http://www.gfbv.it/3dossier/asia/afghan/afghan-samar.html  (abgerufen am 7.1.2018)

http://www.fask.uni-mainz.de/user/hagemann/ai_Afghanistan_Frauen_2003.pdf (abgerufen am 7.1.2018)

DVD: Frag´nicht warum. Gestaltung: Sabiha Sumar. Trafik-Filmproduktion/ZDF/3sat; BRD/Pakistan 1999. Zu entlehnen bei www.baobab.at

DVD: Bintou. Regie: Fanta Regina Nacro. Zimmedia; Burkina Faso/Zimbabwe/Frankreich 2001. Zu entlehnen bei www.baobab.at

Bildquelle:

pexels
(abgerufen am 18.1.2021)